Umgang mit Gewalt – Schulsport

Ausschreitungen an Schülerturnier

Dieses Fallbeispiel zeigt auf, wie Ausschreitungen an Schülerturnieren dazu geführt haben, einen beliebten Event vom Kalender zu streichen und welche Massnahmen getroffen werden können, um solche Fälle zu verhindern.
Gestellte Szene: Eine Person tritt auf eine andere am Boden liegende Person ein, mehrere Jugendliche schauen weg.

Die Schülerinnen und Schüler einer mittelgrossen Stadt messen sich seit über zwanzig Jahren im Basketball, Fussball und Eishockey. Primarschüler treffen in der Kategorie B, Oberschüler/-innen (7. bis 9. Schuljahr) in der Kategorie A aufeinander.

Seit einigen Jahren stören viele unliebsame Vorkommnisse die gute Stimmung. Urheber sind fast ausnahmslos männliche Jugendliche der Kategorie A. Bei der Einschreibung wird gemogelt, Diebstahl und Vandalenakte gefährden die Veranstaltung. Leider kommt es auch zu Gewalttätigkeiten und Drohungen gegen Spieler und Schiedsrichter sowie zu Schlägereien während und nach den Spielen.

Nach neuerlichen Ausschreitungen haben die Organisatoren – in diesem Fall das städtische Sportamt – genug. Eine langjährige Tradition wird fallen gelassen. Die Kategorie A Knaben wird bis auf weiteres nicht mehr ausgeschrieben.

Fragen

  • Welche Massnahmen werden getroffen, um unliebsame Vorkommnisse zu verhindern?
  • Welche Massnahmen bestehen, um den normalen Ablauf während des Turniers sicherzustellen?
  • Wie wird bei akuten Vorfällen während des Turniers reagiert? Mit welchen Interventionsinstrumenten und Sanktionen?
  • Gibt es Alternativen, um die Kategorie A in Zukunft doch noch durchzuführen?

Bisherige Massnahmen

  • Vor dem Turnier werden den Teams Regeln und Fairplay-Grundsätze schriftlich bekannt gegeben.
  • Während des Turniers werden die Spiele von qualifizierten Schiedsrichtern (oder Lehrpersonen mit guten Regelkenntnissen) geleitet. Die Turnierleitung ist gleichzeitig auch Schlichtungsstelle im Konfliktfall.
  • Bei Verstössen gegen das Regelwerk wird wie folgt entschieden: Verwarnungen (gelbe Karte), Minutenstrafen bei härteren Fouls, Platzverweis (rote Karte) bei grobem Foul und im Wiederholungsfall sowie eine eventuell Spielsperre für die weiteren Spiele des Turniers. Solche Vorfälle werden den Schulleitungen und Klassenlehrer/-innen gemeldet.
  • Leider wird nicht jede Mannschaft, wie vorgesehen, durch eine verantwortliche Lehrkraft begleitet; vielmehr übernehmen oft Eltern oder sogar Mitschüler diese Aufgabe, was in etlichen Fällen der Grund für unliebsame Vorfälle ist.

Alternative Massnahmen

  • Neu müssten zusätzliche Lehrpersonen in die Turnierleitung gewählt werden und Verantwortung übernehmen.
  • Jedes Team unterschreibt eine Vereinbarung, in der steht, dass es sich für die reibungslose Durchführung des Turniers einsetzt. Darin wird auch festgehalten, dass jedes Team von einer Lehrperson begleitet wird, die Sprecherin des Teams ist.
  • Damit die Spieler besser identifiziert werden können, soll jedes Team der Kategorie A und B vor dem Turnier einen grossen «Spielerpass » erstellen. Dieser Pass mit allen Fotos der Spieler könnte im regulären Schulunterricht hergestellt werden. Am Spieltag dient das Plakat als Registrierungsinstrument und markiert den Standort des Teams.
  • Zu prüfen wäre, ob die Spiele in Zukunft gemischt (z. B. vier Knaben und zwei Mädchen auf dem Spielfeld) durchgeführt werden sollen, auch wenn mit hartem Widerstand der konkurrenzorientiertesten Spieler zu rechnen ist.
  • Einführung der konsequenten Shakehand-Regel: Jedes Spiel beginnt mit einem Begrüssungsritual und endet per Handschlag. Nach Zweikämpfen und Foulspiel versöhnen sich die Kontrahenten ebenfalls per Handschlag oder, wenn sie sich nach einer Auseinandersetzung nicht versöhnen können, gibt es zur Beruhigung für beide Kontrahenten eine Minutenstrafe.