Ab nach draussen!

Warum sich Draussen-Unterricht lohnt

Viele Lernaktivitäten im Kindergarten- und Schulalltag finden in Innenräumen statt. Der Aussenraum von Schulen und der näheren Umgebung bietet jedoch vielfältige Möglichkeiten, um Lernanlässe regelmässig nach draussen zu verlagern. Kinder erhalten so die Gelegenheit ihren natürlichen Bewegungs-, Spiel- und Entdeckungsdrang auszuleben.

Zeicunung: ein Kind trägt Blätter, eines springt in einen laubhaufen ein anderes hat eine Feder in der Hand.

Im Freien zu lernen beinhaltet nicht nur den Wechsel der Lernumgebung, sondern eröffnet vielfältige Entwicklungsanreize, die für ein ganzheitliches Lernen und die Erschliessung der Lebenswelt wichtig sind (Kühnis et al. 2022). Beim Erkunden, gemeinsamen Spielen und Wetteifern unter freiem Himmel werden neben motorischen Kompetenzen auch grundlegende Selbst- und Sozialerfahrungen gefördert, die für die Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheitsförderung von Kindern unabdingbar sind.

Wissenschaftliche Befunde zeigen: Das Draussen-Unterrichten und regelmässige Aufenthalte im Freien wirken sich u.a. positiv auf die körperliche Aktivität, motorischen Fähigkeiten, Konzentrations- und Kooperationsfähigkeit, das Wohlbefinden, Umweltverhalten sowie die Naturverbundenheit von Kindern aus (Tremblay et al., 2015; Gray et al., 2015; Mygind et al., 2019; Chawla, 2020; Herrington & Brussoni, 2015; Becker et al., 2017). Kinder, die häufig im Freien sind, bewegen sich mehr, spielen vielfältiger, sind sozial sehr interaktiv und zeigen eine verbesserte Selbstwahrnehmung und mentale Gesundheit. 

Auch Lehrpersonen profitieren vom Draussen-Unterricht

Viele Lehrpersonen erleben die Kinder draussen anders als drinnen und entdecken neue Kompetenzen. Aussagen von Lehrpersonen bezeugen, dass der Unterricht draussen zwar anfänglich einen Mehraufwand bedeutet, allmählich aber eine Chance bietet, die eigene Praxis zu reflektieren und anzupassen (Barfod 2022) .

Draussen zu lernen hat also nicht nur positive Auswirkungen auf die Kinder, sondern bedeutet auch einen Mehrwert für die Lehrenden. Zum Teil fühlen sich Lehrpersonen nach einem Draussentag weniger erschöpft als nach einem Tag im Schulzimmer. Je mehr draussen unterrichtet wird, desto einfacher und gewinnbringender ist es (z.B. eine wöchentliche Sportlektion draussen, ein wöchentlicher Waldmorgen). Auch in Tandems zu arbeiten kann unterstützend wirken. 

Regelmässiger Wechsel von drinnen nach draussen

Gemäss den heutigen kompetenzorientierten Lehrplänen besteht die primäre Bildungsaufgabe der Schule darin, den Lernenden vielfältige, kultur- und gegenstandsbezogene Erfahrungen zu ermöglichen. Zudem sollen grundlegende fachliche und überfachliche Kompetenzen aufgebaut sowie ihre kulturelle Identität und ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Mit- und Umwelt gefördert werden (D-EDK, 2016; EDK, 2011).

In diesem Entwicklungs- und Förderprozess nimmt auch das Lernen in ausserschulischen Erfahrungsräumen eine wichtige Funktion ein. Die regelmässige Nutzung von Lernorten ausserhalb des Schulzimmers (Aussengelände der Schulen, Natur‐ und Kulturräume der Umgebung) bildet hierzu eine wichtige Voraussetzung.