Talentselektion

Athletik und Entwicklung sichtbar machen

Das Projekt SUBS (swiss unihockey basic screening) wurde in den vergangenen vier Jahren im Rahmen der U17- und U19-Nationalauswahlen entwickelt. Es dient der Erfassung sportartspezifischer physischer Leistungsfaktoren sowie der Talentselektion und -förderung im Athletikbereich. Dieser abschliessende Beitrag der dreiteiligen Serie zieht eine Bilanz und gibt einen Ausblick in die Zukunft.

Spielerin beim Dribbling.
«Die Weiterentwicklung der athletischen Testbatterie hin zu unihockeyspezifischeren Tests ist unglaublich cool. Endlich sind die Resultate aussagekräftig und zeigen mir auf, woran ich gearbeitet und mich verbessert habe.»
Leonie Wieland, Nationalspielerin

Autorinnen: Rahel Heynen und Mirjam Hintermann, Eidg. Hochschule für Sport Magglingen EHSM

Inhalt

Das Projekt SUBS durchlief mehrere Entwicklungsphasen mit dem Ziel, eine sportartspezifische und fundierte Testbatterie für das Unihockey zu entwickeln. In den ersten beiden Jahren stand die inhaltliche Ausarbeitung im Zentrum. Die gewonnenen Erkenntnisse führten in der Folge dazu, dass die Abläufe, Messmethoden und Auswertungen weiter verfeinert und schrittweise in die Praxis des Verbands integriert wurden.

Projektphasen

2021: Entwicklungsphase

  • Expertenaustausch und Entwicklung der ersten Testbatterie (U17 und U19)
  • Erstdurchführung der Tests mit den Elitenationalteams
  • Erstdurchführung des SUBS-Tests auf allen Stufen der nationalen Auswahl
  • Austausch mit Trainerinnen und Trainern sowie Spielerinnen und Spielern
  • Weiterentwicklung des mehrstufigen Selektionsprozesses im Nachwuchs

2022/2023: Optimierungsphase

  • Analyse der ersten Datensätze und gezielte Optimierung der Testbatterie
  • Verbesserung der Testabläufe und Digitalisierung der Datenerfassung und -auswertung

2024: Abschlussphase

  • Finalisierung und Definition der Testbatterie sowie des Manuals mit Instruktionen
  • Übergabe der Durchführung an den Verband

Sechs Outputs des Projekts

  1. Schaffung eines Trainingscamps im Nachwuchs und dadurch eine qualitative Verbesserung des Selektionsverfahrens sowie eine Selektion über einen längeren Zeitraum.
  2. Eine Testbatterie, die die physischen Erscheinungsformen der Sportart misst und als Grundlage für gezielte Trainingsinterventionen dient.
  3. Qualitatives Screening zur Früherkennung von Defiziten.
  4. Ausschöpfung des athletischen Potenzials der selektionierten1 Spielerinnen und Spielern durch individuelle Rückmeldungen und Aufzeigen des Entwicklungspotentials.
  5. Integration der Testbatterie in die Regionalauswahlen (U13, U15) sowie in alle Stufen der Nationalauswahl (U17 bis A) zur langfristigen Leistungsentwicklung über mehrere Entwicklungsstufen.
  6. Durchführung von SUBS-Messtagen: Die Stars von morgen werden zusammen mit ihren Vorbildern getestet.

Erste Erkenntnisse

Welche Erkenntnisse konnten aus den Daten gezogen werden?

  • Die Mehrheit der getesteten Spieler und Spielerinnen konnte ihre Testwerte über vier Jahre hinweg verbessern. Dies kann auf Entwicklungsschritte im Bereich der Athletik hinweisen oder mit einem Lerneffekt der einzelnen Tests zusammenhängen.
  • Erste Referenzwerte konnten festgelegt werden.

Besteht ein Zusammenhang zwischen den Leistungen in den Athletik-Tests und der Trainer/Trainerinnen-Einschätzung?

  • Ein direkter Zusammenhang kann nicht abschliessend belegt werden. Laut Einschätzung der Nationaltrainer/Nationaltrainerinnen schneiden in den Tests vor allem leichte und wendige Spielerinnen gut ab. Kraft als leistungsrelevante Komponente – abhängig von Position und Spielstil – wird hingegen weniger differenziert erfasst.

Gibt es Unterschiede zwischen selektionierten* und nicht-selektionierten Spielerinnen und Spielern?

  • Bei den Männern sind in der U17 nur geringe Unterschiede zwischen selektionierten und nicht-selektionierten Spielern erkennbar. In der U19 nehmen diese Unterschiede signifikant zu.
  • Bei den Frauen sind bereits in der U17 grössere Leistungsunterschiede feststellbar, möglicherweise dadurch, dass sie sich in der Pubertät früher entwickeln als Männer (Malina et al., 2004).

Wo SUBS noch Potenzial hat

  • Goalie-spezifische Tests: Trotz Ansätzen bleibt die systematische Erfassung dieser Leistungskriterien eine Herausforderung.
  • Visuell-vestibuläre Eigenschaften: Wahrnehmung, Reaktionszeit und Timing sind relevante Leistungsfaktoren im Unihockey. In der aktuellen Testbatterie werden diese jedoch nicht berücksichtigt. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf, um das visuelle und vestibuläre System der Spielerinnen und der Spieler zu messen (Harris et al., 2018; Walton et al., 2018).
  • Mentale Gesundheit: Bislang wird die mentale Gesundheit bei den SUBS-Messtagen nicht berücksichtigt. Doch neben der physischen Leistungsfähigkeit und der körperlichen Gesundheit ist auch die mentale Gesundheit ein entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg.

Weitere Nutzen für den Verband

  • Professionalisierung der Sportart
  • Bessere individuelle Leistung führt zu besserer Teamleistung
  • Schaffung von Anreizen für aktuelle und zukünftige Nationalspielerinnen und -spieler
  • Effizientere Nutzung von Ressourcen
  • Die Testtage unterstützen die Förderung des Selbstvertrauens und des Engagements der Nationalspielerinnen und -spieler
  • Die Testtage bieten einen wichtigen Austausch zwischen Spielerinnen/Spielern und Physios, Athletiktrainern, Trainer/Trainerinnen und Verein
  • Ergänzung zum Projekt Power to Win2

Der nächste Schritt: Wie es mit SUBS weitergeht

Die Zusammenarbeit zwischen swiss unihockey, Swiss Olympic und der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen für das Projekt SUBS wurde Ende 2024 erfolgreich abgeschlossen. Entwicklungspotenzial für die Zukunft liegt vor allem im Bereich des Goalie-Testings, der Einbeziehung des visuellen und vestibulären Systems in das Testen sowie der psychischen Gesundheit.

«Dank dem Projekt SUBS haben sich Fachspezialisten aus der Athletik und dem Unihockey zusammengeschlossen und eine wissenschaftlich-fundierte und sportartenspezifische Testbatterie aufgestellt. Unsere Aufgabe ist es nun, auf dieser Basis die Leistungsdiagnostik im Unihockey für die kommenden Jahre festzulegen. Es geht darum, neben der finalen Testbatterie für die Nationalteams von der U17 bis A-Nati auch eine etwas schlankere Batterie für die Regionalauswahlen auf Stufe U13 und U15 zu definieren sowie eine Empfehlung zuhanden der Vereine abzugeben. Die verschiedenen Tests werden neben einer langfristigen Vergleichbarkeit dank der sportartenspezifischen Ausrichtung insbesondere auf der Nachwuchsstufe bei jeder Durchführung einen positiven Trainingseffekt auf die Spielerin und den Spieler haben. Die entwickelten Tests decken insbesondere die Schwerpunkte Agilität und Schnelligkeit sehr gut ab. Aufgrund der jüngsten Erkenntnisse werden wir die finale Testbatterie der Nationalteams mit zwei Langhantel-Übungen erweitern. Kombiniert mit weiteren Massnahmen wollen wir damit das Anforderungsprofil im Bereich des Krafttrainings ab Stufe U17 schärfen und dem Faktor Kraft mehr Gewicht geben (Power to Win2)», so Flurina Marti und Matthias Hofbauer (Leitung Nationalteams Frauen und Männer swiss unihockey).

Die Etablierung der Testbatterie als Standardinstrument in der Talentdiagnostik wird swiss unihockey als innovativen Sportverband weiter stärken und die Spielerinnen und Spieler bestmöglich auf höchstem Niveau fördern.

Literatur


  1. Selektiert sind Spielerinnen/Spieler, welche eine nationale Talentkarte besitzen, an Trainingscamps teilnehmen können und Feedback zu den SUBS-Testergebnissen erhalten.
  2. Power to Win bietet einen wegweisenden Leitfaden für eine systematische und langfristige Entwicklung der athletischen Schlüsselfaktoren im Spielsport. Es wird gezeigt, wie Kraft, Explosivität und Schnelligkeit auf den verschiedenen Entwicklungsstufen trainiert werden können.


Die ganze Serie

Keine Schnellschüsse bei der Talentseletkion

Eine dynamische Selektion ermöglicht das Beobachten und Ausbilden von Nachwuchsathleten und -athletinnen über einen längeren Zeitraum. «Dynamisch» bedeutet für den Selektionsprozess, dass dieser aus mehreren Stufen besteht. So können junge Talente und ihre Leistung über einen bestimmten Zeitraum beobachtet und eingeschätzt werden. Die Ziele: eine breite Förderung, faire Selektionen und kein Verlust von Talenten aufgrund der Beeinflussung der aktuellen Leistung oder des biologischen Entwicklungsstandes.

Sportartspezifische Athletiktests? Unihockey geht voran

Das swiss unihockey basic screening (SUBS) zeigt, wie die Physis im Unihockey sportartspezifisch und möglichst einfach getestet werden kann. Nachfolgend werden die einzelnen Tests aus dem SUBS-Projekt detailliert vorgestellt.

Athletik und Entwicklung sichtbar machen

Das Projekt SUBS (swiss unihockey basic screening) wurde in den vergangenen vier Jahren im Rahmen der U17- und U19-Nationalauswahlen entwickelt. Es dient der Erfassung sportartspezifischer physischer Leistungsfaktoren sowie der Talentselektion und -förderung im Athletikbereich. Dieser abschliessende Beitrag der dreiteiligen Serie zieht eine Bilanz und gibt einen Ausblick in die Zukunft.