Wertvoller Sport praktisch umgesetzt

Macht und Beteiligung in der Sportpraxis

Lehrpersonen können Macht und Beteiligung im Unterricht gezielt thematisieren – theoretisch wie praktisch. Das Modell RISK bietet eine klare Struktur zur Reflexion von Risikosituationen und unterstützt einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht im Sport.

Menschen im Sport können mit ihrem Verhalten und ihrer Haltung viel zum wertvollen Sport beitragen. Auch im (Theorie-)Unterricht lässt sich die Auseinandersetzung mit Macht, Idealen, Nähe oder Druck gezielt anstossen. Der methodische Leitfaden (pdf) zeigt, wie das gelingen kann. Diese Themen lassen sich gut in die Sportpraxis integrieren, erlebbar machen und können zur Förderung kritischen Denkens beitragen. Der folgende Beitrag bietet dazu Anregungen – mit Fokus auf Macht und Beteiligung.

«Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man zurück.» (Laozi)

Ein Reflexionsschema für Risikosituationen

Für die Reflexion von Risiken rund um Macht und dem guten Mass von Macht gibt es ein hilfreiches Schema: RISK. Es dient dazu, Diskussionen in konkreten Situationen besser zu lenken und einen Orientierungsrahmen zu geben. Es zeigt auf, was in einer Risikosituation zu beachten ist. Dabei liegt die Verantwortung immer bei der Person in der mächtigeren Position. Deshalb ist es wichtig, in allen Überlegungen zu Risiken auf diese Person zu fokussieren.

Eine Situation aus dem Sportalltag regt folgende Fragen an:

WasFragestellung
Rollenklarheit (R)Handelt die mächtige Person rollenklar und auftragsbezogen?
Information (I)Handelt die mächtige Person fachlich korrekt? Verfügt sie über die notwendigen Informationen?
Selbstbestimmung (S)Beachtet die mächtige Person die Selbstbestimmung der begleiteten Person? Ermöglicht sie ihr Mitsprache -, Wahl- oder Rückzugsmöglichkeiten?
Kommunikation (K)Kommuniziert die mächtige Person vorausschauend, umsichtig und transparent?

Risiken im Zusammenhang mit Macht können begrenzt und entschärft werden, wenn Personen in einer Machtposition Selbstbestimmung ermöglichen und sich rollenklar, informiert und kommunikativ verhalten.

Dabei ist es wichtig, eine Sprache für Macht zu finden. Die Begriffe in der Abbildung rechts geben der Macht ein konkreteres Gesicht. Sie sind teilweise auch im Swiss Olympic Ethik-Kompass zu finden.

Dabei gilt: Wenn Macht in einem guten Mass eingesetzt wird, ist die Würde des Menschen gewahrt und dadurch der wertvolle Sport gestärkt.

Begriffe der Macht für die Good Practice
Abb.: Swiss Olympic

Good Practice

Mit nachfolgenden Übungen kannst du in deinem sportpraktischen Unterricht die Dynamik von Macht und die Wichtigkeit von Beteiligung und Mitsprache erlebbar machen. Die Übungen sind einem Begriff der obenstehenden Abbildung zugeordnet.

Eine gemeinsame Reflexion der Erfahrungen nach einer Übung ist zentral. Abschliessend erhalten die Teilnehmenden Impulse zum Thema sowie für den Transfer in ihren (Sport-)Alltag. Wo notwendig, kann eine klare Haltung zum Schutz von Personen in schwächeren Positionen eingenommen werden. Das Reflexionsschema RISK bietet dabei Unterstützung. Einige passende Impulse sind direkt bei den Übungen zu finden.

Wichtig: Die Übungen können (unangenehme) Erinnerungen an eigene Erlebnisse wecken. Es gilt, auf das Wohlbefinden aller Beteiligten zu achten. Teilnehmende sollen jederzeit die Möglichkeit haben, eine Übung oder Diskussion abzubrechen, eine Pause einzulegen oder sich nicht zu äussern. Diese Möglichkeit sollte bereits bei der Einführung der Übung deutlich gemacht werden.


Befähigend oder bevormundend?

Diese Übung thematisiert Abhängigkeit, Selbst- und Fremdbestimmung und fördert Verantwortungsübernahme.

Transparent oder unberechenbar?

Dieses Reaktionsspiel thematisiert Kontrolle und Transparenz. Es fördert die Wahrnehmungsfähigkeit und Aufmerksamkeit.

Empathisch oder rücksichtslos?

Das Spiel thematisiert Verlässlichkeit. Es fördert die Fähigkeit der Perspektivenübernahme.

Chancengleich oder unfair?

Das Spiel provoziert ein Ungleichgewicht und thematisiert unterschiedliche Voraussetzungen und Fairness im Sport.

Selbstbestimmt oder fremdbestimmt?

Diese Übung thematisiert Verantwortungsübernahme und Selbst- und Fremdbestimmung. Sie löst Gruppenprozesse aus und fördert Vertrauen und Zusammenarbeit.

Getragen oder alleine?

Diese Übung schafft ein Bewusstsein für Gemeinschaft und Kooperation. Sie fördert Vertrauen und löst Gruppenprozesse aus.

Gerecht oder manipulativ?

Das Spiel «Zeitungslesen» thematisiert Benachteiligungen, Fairness und Regeln und fördert die Reaktion.

Unterstützend oder egoistisch?

Das Spiel thematisiert Einflussnahme und Kooperationsfähigkeit. Es löst durch Rollenzuschreibung Gruppenprozesse aus.

Nachvollziehbar oder willkürlich?

Diese Übung thematisiert Selektionsprozesse und das Erleben von Fairness. Sie fördert ein Bewusstsein für die Bedeutung transparenter Entscheidungsgrundlagen.