Mädchenförderung im Sport

Mädchen mit Migrationshintergrund integrieren

Sport kann bei der sozialen Integration von Mädchen mit Migrationshintergrund eine bedeutende Rolle spielen. Da aber die Anzahl der Mädchen mit Migrationshintergrund im organisierten Sport, im Vergleich zu einheimischen Mädchen, sehr gering ist, kommt vor allem dem obligatorischen Sport in der Schule eine besondere Bedeutung zu.
Zeichnung: Puzzle mit vielen Köpfen und Flaggen.
Bild: Jocelyne Rickli

Sowohl der Sport in der Schule als auch der organisierte Sport können einen wertvollen Beitrag leisten, um Mädchen aus unterschiedlichen Herkunftsländern den Zugang zu Bewegung und Sport näher zu bringen.

Die Mädchen erhalten Einblick in die Sportkultur des Landes, können aber auch in einem Austausch über das Sich-Bewegen Regeln des sportlich fairen Miteinanders aushandeln, Differenzen und Gemeinsamkeiten diskutieren, und soziale Kontakte in der Klasse aufbauen und / oder intensivieren. Integration wird hier als Vollzugswirklichkeit verstanden, welche fortlaufend im Handeln der Schülerinnen und Schüler und der Lehrpersonen (re-)konstruiert wird, und damit auch immer wieder neuen Aushandlungsprozessen unterworfen ist.

Welche Konsequenzen hat dies für die Sportlehrkräfte in der Praxis des Schulsportalltags und / oder für Trainerinnen und Trainer mit Mädchengruppen? Kleindienst-Cachay und Teubert (2008) fassen vier Handlungsempfehlungen für den Schulsport zusammen, die auch für den Vereinssport anregend sind:

  1. Mädchen mit Migrationshintergrund bilden, wie auch einheimische Mädchen, eine heterogene Gruppe. Diese Gruppe unterscheidet sich bezüglich Herkunft, Sprache, Kultur, sozialen Milieus und Sportvorerfahrungen. Heterogenität fordert von den Lehrpersonen einen kompetenten Umgang mit Leistungs- und Interessensheterogenität, sowie mit kulturellen und geschlechterspezifischen Differenzen. Die Lehrpersonen kennen ihre Schülerinnen, die Trainerinnen und Trainer ihre Sportlerinnen – und können demnach auch ein polysportives Sportangebot, in der Schule gemäss Lehrplan, anbieten und gegebenenfalls anpassen und im Dialog mit den Mädchen aushandeln.
  2. Ein besonderes Augenmerk verdient die individuelle Förderung, hier vor allem auch der Ausgleich möglicher motorischer Schwächen.
  3. Die Berücksichtigung von sozio-kulturellen Unterschieden bei gleichzeitiger Betonung der Gemeinsamkeiten weder im Sport in der Schule noch im Vereinssport ein Paradoxon, sondern kann gelebte Normalität im Sport werden.
  4. Die Förderung der Sozialisation zum Sport ist ein weiterer Auftrag. Insbesondere dem Sport in der Schule kommt eine Vermittlerfunktion zu: er kann und sollte Mädchen mit Migrationshintergrund auch Brücken zum ausserschulischen Sport (Sportverein, J+S-Kurse) bauen und Kontakte vermitteln.