Die vier Kernthemen des Ethik-Kompasses
Im sportlichen Alltag begegnest du immer wieder Situationen rund um Macht, Ideale, Nähe und Druck. Oft greifen verschiedene Faktoren ineinander und Situationen lassen sich nicht immer eindeutig zuordnen. Kurz: Macht, Ideale, Nähe und Druck sind oftmals nicht trennscharf.
Macht hat beispielsweise oft mit Druck zu tun und Nähe mit Abhängigkeit und Macht. In solchen Situationen sind kritisches Denken und das Finden eines guten Masses zentral.
Denn das gute Mass an Macht, Idealen, Nähe und Druck motiviert. Es kann inspirieren, positive Veränderungen bewirken, zur persönlichen Weiterentwicklung beitragen, Beziehungen stärken und eine gute Zusammenarbeit fördern.
Beteiligung, Vielfalt, Fürsorge und Freude sind wichtige «Begleiter» von Macht, Idealen, Nähe und Druck. Es braucht sie für das gute Mass. Sie sind das Herzstück des wertvollen Sports.
Macht und Beteiligung
Macht kann positiv genutzt werden, um Menschen zu stärken und zu ermächtigen. Macht birgt aber auch das Risiko von Grenzverletzungen und Missbrauch, kann bevormundend sein oder gar demütigend wirken. Macht bedeutet immer auch Verantwortung und erfordert bewusstes Handeln. Mit Macht kann Einfluss auf Situationen genommen, Entscheidungen getroffen und etwa bei einem Wettkampf die Spieldauer einzelner Spieler/-innen gezielt festgelegt oder durch Auswechslungen das Resultat beeinflusst werden.
Macht ermöglicht es, andere in ihrem Denken, Fühlen und Handeln zu beeinflussen. Deshalb braucht Macht Beteiligung. Beteiligung im Sport meint, dass Menschen eingebunden und gehört werden, sie ihre Bedürfnisse, Erwartungen, Gedanken und Gefühle einbringen können, sie mitgestalten sowie mitbestimmen können (z.B. beim Festlegen von Teamregeln). Selbstbestimmung und individuelle Wege sind immer zentrale Anliegen.
Ideale und Vielfalt
Ideale sind allgegenwärtig und spielen im Sport eine grosse Rolle: Sie inspirieren dazu, nach Verbesserungen zu streben und sein Bestes zu geben. Einige Ideale fördern den Teamgeist und eine gesunde Entwicklung. Andere können zu extremen Ansichten führen – etwa das Motto «No pain, no gain».
Manche Ideale sind so weit verbreitet, dass sie nicht (mehr) bewusst wahrgenommen werden, zum Beispiel der «Diätwahn» in gewichtsklassengebundenen Sportarten. Das einseitige Streben nach einem einzigen Ideal ist einschneidend und kann einseitige Bewertungen und Ideologien nach sich ziehen. Deshalb brauchen Ideale Platz für Vielfalt und Individualität. Jeder Mensch ist auf seine Art einzigartig und strebt nach Akzeptanz und Wertschätzung.
Nähe und Fürsorge
Im Sport sind Beziehungen untereinander wichtig. Empathie innerhalb einer Trainingsgruppe schafft Vertrauen. Persönliche Gespräche und aktives Zuhören stärken die Beziehung. Diese Beziehungen benötigen eine angemessene Nähe, sowohl körperlich als auch emotional.
Ebenso wichtig ist eine schützende Distanz, welche individuelle Grenzen respektiert. Gerade in Macht- und Abhängigkeitsbeziehungen ist diese von zentraler Bedeutung. Jede Person hat das Recht auf Wahrung der Privat- und Intimsphäre.
Damit Nähe keine Grenzen überschreitet und Schutz und Entwicklung bedeutet, braucht sie ein gutes Mass an Fürsorge. Fürsorge umfasst dabei Sorge, Mitgefühl, Wohlwollen, Umsicht und schützende Distanz. Sei es im Zusammenhang mit einer Verletzung, einer Niederlage oder einer allgemein schwierigen Lebenssituation.
Druck und Freude
Sport ist wettbewerbsorientiert und oft mit Druck verbunden. Gewinnen und Verlieren gehören zum Sportalltag. Ein angemessener Druck kann förderlich wirken und zur Weiterentwicklung motivieren. Zu viel Druck kann hingegen Stress auslösen. Nicht nur Sportler/-innen, sondern auch Trainer/-innen, Erziehungsberechtigte, Vereine und Verbände stehen unter Leistungsdruck – und mitunter üben sie selbst Druck aus.
Auch Umwelt und Natur stehen durch sportliche Aktivitäten unter Druck.
Druck kann viele Formen annehmen. Gemeinsam mit Freude wird Druck tragbar. Freude ist der Motivator schlechthin und hilft, auch langfristig engagiert zu bleiben. Meistens stellt sich durch die Freude am Sport eine positive Entwicklung und dadurch auch Erfolg ein – sowohl auf individueller als auch auf Teamebene. Sport braucht ab und zu Druck. Doch ohne freies Spiel und Spass lässt sich das gute Mass an Druck kaum finden.