Velofahren – Unterricht gestalten

Haftung und Sicherheit

Dieses Kapitel behandelt die Obhutspflicht der Lehr- und Leiterpersonen beim Leiten einer Gruppe und geht somit auf Haftungsfragen ein. Um die Sicherheit zu gewährleisten, gehen wir auf die Ausrüstung, die Vorbereitung und Übungen ein, die nötig sind und empfohlen werden, um mit einer Gruppe sicher unterwegs zu sein.
Velofahren – Unterricht gestalten: Haftung und Sicherheit: Jugendliche auf dem Velo

Obhutspflicht für Lehr- und Leiterpersonen

In Kindergärten, Schulen, Tagesschulen, Kitas, Horten, Spielgruppen, Vereinen oder Bikeschulen gilt: Lehr- und Leiterpersonen haben gegenüber den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen eine Obhutspflicht. Lehr- und Leiterpersonen übernehmen die Verantwortung für die Unversehrtheit der Kinder und Jugendlichen und treffen Massnahmen zu deren Schutz.  Gleichzeitig haben Lehr- und Leiterpersonen im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass die Kinder und Jugendlichen selbst keinen Schaden anrichten.

Nehmen Lehr- und Leiterpersonen ihre Obhutspflicht wahr und tragen der Unfallprävention bewusst Rechnung, können sie entsprechende Risiken minimieren.

Gut vorbereitet

Lehr- und Leiterpersonen erfüllen wesentliche Aspekte ihrer Obhutspflicht, wenn sie:

  • sorgfältig und vorausschauend planen,
  • Aktivitäten gegebenenfalls abbrechen,
  • Kinder und Jugendliche aufmerksam beaufsichtigen,
  • Weisungen und Reglemente der Vorgesetzten und die eigenen Standesregeln einhalten.

Ready – Ausrüstung

Mit der richtigen Ausrüstung bereitet das Velofahren so richtig Spass. Sei es beim Üben auf dem Schulgelände oder auf Ausflügen.

Gesetzliche Vorgaben zur Veloausstattung

Bild 1: Die richtige Veloausstattung
  • Beleuchtung, falls bei Nacht oder Dämmerung unterwegs, oder aufsteckbares, funktionierendes Licht (vorne und hinten)
  • Bremsen (hinten und vorne): richtige Einstellung und Wirkung (die Bremsklötze dürfen den Pneu nie berühren!)
  • Zwei Rückstrahler (vorne weiss, hinten rot)
  • Pedale müssen vorne und hinten Rückstrahler tragen. Ausgenommen sind Rennpedale, Sicherheitspedale und dergleichen.
  • Reifenzustand (Profil noch sichtbar)
Bild 2: Die geeignete Sitzhöhe
Bild 3: Einstellung der Bremsen

Weitere praktische Empfehlungen

  • Funktionierende Glocke
  • Geeignete Sitzhöhe: Die Ferse der Fahrerin/des Fahrers berührt das Pedal bei leicht gebeugtem Bein am tiefsten Punkt.
  • Reifendruck (max. Reifendruck ist jeweils auf Pneu vermerkt)
  • Intakte Einstellung der Schaltung (Vorder- und Hinterwechsler)
  • Einstellung Bremsen: Die Bremsen müssen mit ein bis zwei Fingern gut erreichbar sein, während der Lenker mit den anderen Fingern festgehalten werden kann.

Ausrüstungsempfehlung für eine Velotour

  • Der Velohelm trägt das CE-Zeichen (EN 1078). Nur ein richtig angepasster Helm bietet wirksamen Schutz: Er muss gut sitzen, darf aber nicht drücken oder wackeln. Der Helmrand soll sich zwei Fingerbreit oberhalb der Nasenwurzel befinden. Bereits vor dem Anziehen des Kinnriemens darf der Helm weder nach vorne noch nach hinten verrutschen. Die Plastikdreiecke bzw. die Schnallen sollen sich unterhalb der Ohrmuschel befinden. Der Kinnriemen muss unter dem Kinn satt anliegen. → BFU: Velohelm – Kluge Köpfe schützen sich
  • Eine Sportbrille (Sonnenbrille) verhindert, dass Fremdkörper (z. B. Staub oder Insekten) ins Auge gelangen und verbessert die Sicht bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen.
  • Helle Kleider tragen, um für andere Verkehrsteilnehmende rasch sichtbar zu sein.
  • Regenschutz, evtl. Leuchtwesten (Gilet) von auffälliger Farbe mit lichtreflektierenden Streifen.
  • Velohandschuhe (normale Handschuhe gehen auch) – am besten Langfinger – schützen die Hände bei Stürzen.
  • Pro Gruppe (Absprache wichtig!) einen Werkzeugsatz mitnehmen (z. B. ein Set Inbusschlüssel für Innensechskantschrauben) und Ersatzmaterialien (z. B. Pneuheber, Veloflickzeug, Ersatzschlauch, Pumpe).
  • Nichts überhängen lassen, was in die Speichen geraten kann, z. B. herunterhängende Bändel.

Steady – Übungen im Schonraum

Bevor es auf die Strasse geht, stehen vorbereitende Übungen im Schonraum auf dem Programm. Auf dem Schulhausplatz, einem Sportplatz oder im Wald lässt sich mit einfachen Mitteln ein Geschicklichkeitsparcours einrichten. Spielerisch können die Teilnehmenden so ihr Können auf dem Velo verbessern und die Fähigkeiten für den Verkehr erlernen.

Praxis

Go – Mit Umsicht on Tour

Mit der ganzen Klasse ins Schwimmbad oder Museum, auf eine Tagesvelotour oder mit dem Velo Schullagerflair geniessen: Unvergessliche Erlebnisse sind garantiert. Wichtig sind mit der Klasse abgesprochene Verhaltensregeln für unterwegs – z.B. in Form eines gemeinsam entwickelten «Klassen-Knigges» für Veloausflüge.

Zentraler Aspekt dabei: Wettbewerb (Wer ist der Schnellste? Wer ist zuerst am Ziel?) hat im Strassenverkehr nichts zu suchen. Dies lenkt vom Verkehrsgeschehen ab und vermindert die Aufmerksamkeit.

Verhaltensempfehlungen für Lehr- und Leiterpersonen

  • Empfehlung Gruppengrössen:
    • Während des Schulunterrichts im Schonraum: 24 Teilnehmende pro Lehrperson
    • Im Verkehrsraum/bei Ausflügen: für 24 Teilnehmende eine Hauptleiterperson und mind. eine, optimal zwei Begleitpersonen
    • J+S Trainings: 16 Teilnehmende/Leiterperson sind ok, Empfehlung ab 8 Teilnehmenden im Gelände eine zweite Leiterperson
  • Definitive Route besprechen, anspruchsvolle Streckenabschnitte erkennen und analysieren (z. B. Strassen mit hohem Verkehrsaufkommen meiden).
  • Verhaltensregeln auf der Velotour besprechen und festlegen
  • Als Lehr- und Leiterperson, wenn immer möglich, an der Spitze der Gruppe fahren.
  • Geeignete Konstellation der Fahrgruppen festlegen.
  • Besonders zu betreuende Teilnehmende in den Gruppen nach vorne nehmen.
  • Eine Leiterperson fährt mit einer Schülergruppe in der Mitte und eine Begleitperson mit einer Gruppe Teilnehmender am Schluss.
  • Die Lehrperson nimmt einen Werkzeugsatz mit (z. B. ein Set Inbusschlüssel für Innensechskantschrauben/Tools) und Ersatzmaterialien (z. B. Pneuheber, Veloflickzeug, Ersatzschlauch, Pumpe).
  • Teilnehmer-Liste mit Kontaktnummern der Eltern, Notfallnummern, Allergien usw. mitnehmen.
  • Handyakku ist geladen (evtl. Powerbank mit dabei).
  • Vollständige Taschenapotheke (pdf) mitnehmen.
  • Geeignete Treffpunkte und Rastplätze sind vorweg definiert und kommuniziert.
  • Meteo laufend beobachten und wenn nötig besprechen.

Für Teilnehmende während der Velotour

  • Alle Teilnehmenden sind für die nachfolgenden Velofahrenden aus der Gruppe verantwortlich, d. h. warten, wenn jemand zurückliegt.
  • Zur vorderen Gruppe einen Abstand von ca. 150 m einhalten.
  • Stets hintereinanderfahren (Ausnahme: Radwege und signalisierte Rundstrecken) und innerhalb der Gruppe einen Sicherheitsabstand von mindestens zwei Fahrradlängen einhalten. Allgemeine Regel: Mit zunehmender Geschwindigkeit ist der Abstand zum Vorausfahrenden zu vergrössern.
  • Nebeneinanderfahren ist ab 10 Personen erlaubt. Situativ ist eine «Zweieraufstellung» zu prüfen, damit sich die Gruppe weniger in die Länge zieht.
  • Gefahren beim Abwärtsfahren beachten und keine Kurven schneiden.
  • Sich bei auftretenden Problemen oder Pannen durch «Rufkette», Signale, Mobiltelefon verständigen (nicht während des Velofahrens telefonieren!).
  • Deutlich und rechtzeitig Handzeichen geben, z.B. beim Links- und beim Rechtsabbiegen.
  • Während der Velotour auf Wettrennen verzichten.
  • Beide Hände sind am Lenker.
  • Aufmerksam (keine Musik hören) und defensiv fahren.

Wissenswertes