Tchoukball

Eine Sportart mit erzieherischem Wert

Primär geht es beim Tchoukball darum, jede Form körperlicher Aggression zu bannen. Denn die meisten in seiner sportmedizinischen Praxis anfallenden Verletzungen, so stellte der Arzt und Tchoukball-Erfinder Hermann Brandt fest, waren Sportarten zuzuschreiben, deren Regeln Körperkontakt zulassen.
Ein Kind kurz vor dem Wurf auf den Frame.
Foto: Stéphane Bruhin

Aggression und Spiel auf den Gegner sind beim Tchoukball verboten; niemand zieht also daraus irgendeinen Vorteil. Dieser spezielle Zugang zu Spielsportarten/Teamsport eliminiert alle feindliche Haltung gegenüber dem Vis-à-vis. Dabei geht es um eine revolutionäre Art, das Verhältnis unter den Spielern zu gestalten: Kämpferisches Verhalten nützt dem Spielaufbau und ist nicht mehr gegen den Gegner gemünzt.

Kein zugeteiltes Spielfeld

Eine andere Eigenart: Es gibt keine fest zugeordnete Spielfeld-Hälfte. Beide Teams belegen das ganze Spielfeld und können auf beide Frames zielen. Das Verschwinden der Idee eines Territoriums verändert die Beziehung zum Gegner, der nicht mehr als Feind, sondern als zum Spielen unumgänglicher Verbündeter verstanden wird.

Die Regeln sind darauf ausgelegt, das Spielen im Kollektiv zu fördern. Denn nur das Zusammenspiel führt zum Erfolg. Beim Angriff entsteht kein Ballmonopol, weil die Fortbewegung mit dem Ball in der Hand eingeschränkt ist (siehe Regeln A und B bzw. 1 ); nur mit Pässen kann man das Spiel auf einen der beiden Frames hin entwickeln. Bei der Verteidigung muss die ganze Mannschaft mitmachen, um die Ziele zu decken, die der Ballwerfer via Frame anpeilen kann.

 

Kein Abfangen des Balls, keine Behinderung

Da gegnerische Pässe nicht abgefangen werden dürfen, kann auch die Angst vor Körperkontakt und Rempeleien einzelner Spielenden ausgeschlossen werden. Diese Regel erlaubt es auch zurückhaltenden Spielern zur Entwicklung einer Aktion beizutragen. Zugleich sind die Angreifer allein für ihr Tun und Lassen verantwortlich, da die Verteidiger es ja respektieren.

Schliesslich sind die Verteidiger – aufgrund des Verbots, den Gegner zu stören, und der Pflicht, die Bahnen freizugeben – gezwungen, die Fortbewegung der Gegner zu verfolgen, sie sogar vorwegzunehmen, um keine Fehler zu begehen. De facto haben die Angreifer volle Bewegungsfreiheit.