Mädchenförderung im Sport

Methodisch-didaktisch Hinweise

Mädchen im Sport in der Schule zu fördern – dies bedarf nicht nur methodisch-didaktischer Grundlagen aus dem Lehrplan 21. Zudem kommt dabei die Frage nach der Einstellung der Lehrperson, ihrer Wahrnehmung von Mädchen und deren sportbezogenen Bedürfnissen und nach ihren persönlichen Kompetenzen in den Blick.
Zeichnung: Drei junge Frauen bei Siegerehrung.
Bild: Jocelyne Rickli

Im Lehrplan 21 (D-EDK, 2014) finden sich drei methodisch-didaktische Hinweise, welche die Mädchenförderung im Sport in der Schule legitimieren und ermöglichen:

Der Hinweis «Heterogenität berücksichtigen» für den Sportunterricht ordnet die Kategorie Geschlecht verschiedenen sozialen Differenzen zu. Hier heisst es: «Körperliche, psychische und kognitive Voraussetzungen sowie Geschlecht, soziale Herkunft, Begabungen und Interessen sind bei der Planung und Gestaltung des Unterrichts zu berücksichtigen. Durch einen vielseitigen Bewegungs-und Sportunterricht mit differenzierten Leistungserwartungen und angepassten Unterrichtsarrangements ergeben sich individuelle Herausforderungen» (vgl. D-EDK, 2014).

Die Vorgabe «Geschlechtssensibilität» im Lehrplan 21 formuliert spezifisch, wie sich individuelle Herausforderungen in Bezug auf Mädchen und Knaben darstellen: «Das Ziel eines geschlechtssensiblen Sportunterrichts besteht darin, das Bewegungs-, Spiel- und Ausdruckspotenzial durch einen bewussten Umgang mit den Eigenheiten von Mädchen und Jungen zu fördern, z.B. durch angepasste Unterrichtsarrangements, differenzierte Leistungserwartungen und Reflexion von geschlechtsspezifischen Vorlieben» (vgl. D-EDK, 2014).

Die Spezifikation allerdings ist problematisch, da sie unhinterfragt das Vorhandensein «geschlechterspezifischer Vorlieben» unterstellt und dem geschlechterpädagogischen Anliegen widerspricht, die Überschreitung spezifischer bzw. stereotyper Interessen zu ermöglichen.

Der didaktische Hinweis «Geschlechtshomogener und -heterogener Sportunterricht» aber lässt diese Perspektive zu, auch wenn er selbst von Geschlechterdifferenzen ausgeht: «Mädchen und Jungen haben aufgrund ihrer Entwicklung und Sozialisation unterschiedliche Neigungen und Bedürfnisse (z.B. in Bezug auf Themenwünsche, Krafteinsatz, Inanspruchnahme von Raum und Aufmerksamkeit der Lehrpersonen). Um beiden Geschlechtern gerecht zu werden, wird hier empfohlen, ab dem 3. Zyklus den Unterricht mehrheitlich geschlechtergetrennt zu organisieren» (vgl. D-EDK, 2014).

Dieser didaktische Hinweis eröffnet insbesondere dem Konzept Reflexive Koedukation im Sportunterricht eine Chance, denn: «mehrheitlich geschlechtergetrennt» bedeutet zugleich: phasenweise geschlechterheterogen – und die Empfehlung des NFP-Syntheseberichts (2014: abstract) legt zudem eine Kombination mit «geschlechteruntypischen Inhalten» nahe: «Lehrkräfte aller Schulstufen sollen Jungen und Mädchen ermutigen, ihre Interessen für (…), Sportarten, Freizeitbeschäftigungen, Schulfächer (…) zu verfolgen, auch wenn sie für das eine oder andere Geschlecht als untypisch gelten».

Chance nutzen

Lehrpersonen im Fach Bewegung und Sport könnten diese sport- und zugleich genderpädagogisch bedeutende Chance nutzen: nicht nur im dritten, sondern auch im ersten und im zweiten Zyklus. Um die methodischen und didaktischen Optionen umsetzen zu können, bedarf es aber zusätzlich einer positiven Einstellung zur Mädchenförderung im Sport – «will ich Mädchenförderung umsetzen?» – sowie der Analyse, inwiefern eine Förderung für die jeweiligen Mädchen in der Schulklasse notwendig und planbar erscheint: «Wie kann ich Mädchenförderung sinnvoll umsetzen?». Checklisten mit Bezug auf die persönliche Kompetenz wie auf die Planung finden sich unter diesem Link.